„Selig sind die Unfruchtbaren“ Die Verwerfung Jerusalems in der Passionsgeschichte

Veranstaltung

„Selig sind die Unfruchtbaren“

Die Verwerfung Jerusalems in der Passionsgeschichte
Reihe: Die Bibel neu entdecken: Antisemitismuskritische Bibelauslegungen

 

Online-Vortrag am 9. Juni 2022

19:00 Uhr bis 20:30 Uhr

Wie lassen sich die biblischen Geschichten ohne antijüdische Projektionsmuster erzählen? In unserer Reihe antisemitismuskritischer Bibelauslegungen spricht Tania Oldenhage über die Wirkungsgeschichte der sogenannten Seligpreisung der Unfruchtbaren aus der Kreuzigungserzählung. Mit Hilfe von feministischen und Post-Holocaust-Forschungen entwickelt sie eine alternative Lesart.

 

Auf dem Weg zur Kreuzigung wendet sich Jesus an die weinenden Frauen Jerusalems: „Weint nicht um mich, sondern weint um euch selbst und um eure Kinder. Denn es kommen Tage, da wird man sagen: Selig sind die Unfruchtbaren und die Leiber, die nicht geboren haben, und die Brüste, die nicht gestillt haben.“ (Lukas 23,28-29) Bei ihrer Neuinterpretation dieser Geschichte aus dem Lukas-Evangelium erinnert Tania Oldenhage an literarische Traditionen, in denen Bilder von Müttern und Säuglingen verwendet werden, um die verheerenden Auswirkungen von Krieg und anderen Formen der Gewalt zu vermitteln.

 

PD Dr. Tania Oldenhage ist Pfarrerin in Zürich. Sie promovierte in den USA und lehrte dort an verschiedenen Universitäten, bevor sie Gemeindepfarrerin in Zürich und Studienleiterin am Forum für Zeitfragen in Basel wurde. 2013 habilitierte sie an der Universität Basel und unterrichtet dort seitdem als Privatdozentin für Wirkungsgeschichte des Neuen Testaments.

Bitte melden Sie sich zu dieser Veranstaltung hier an: https://www.eaberlin.de/seminars/data/2022/rel/selig-sind-die-unfruchtbaren/

 

Vorträge der Reihe als Video-Mitschnitte verfügbar

In unserer Reihe antisemitismuskritischer Bibelauslegungen stellen renommierte und junge Exeget*innen neue Bibelauslegungen vor, die der tradierten Stereotypisierung von Juden*Jüdinnen und Judentum entgegentreten. Denn klischeehafte christliche Vorstellungen wirken oft bildhaft im säkularisierten Antisemitismus weiter: der alttestamentarische Gesetzesglauben; der Rachegott, der Blutopfer als Sühne verlangt und Beschneidung anordnet; der eine bestimmte Gruppe auserwählt (Kirche oder Synagoge) und dessen Verheißungen Nationalismus und Kolonialismus schüren.

In wissenschaftlich fundierten, aber leicht zugänglichen Auslegungen bestimmter Textpassagen hinterfragen wir diese karikierenden Vorstellungen jeden zweiten Donnerstag im Monat. Die Exeget*innen schneiden dabei die antijüdische Rezeptionsgeschichte kurz an, entwickeln aber vor allem neue, kreative und lebendige Verständnismöglichkeiten, in denen die Schrift in ihrer Tiefe und Mehrdimensionalität neu zur Geltung kommt. Die Vorträge sollen Lust machen, das Potential biblischer Texte neu zu entdecken und zu zeigen, wie sehr wir davon profitieren, wenn wir sie mit der jüdischen Tradition und nicht gegen sie lesen.

Die bisherigen Vorträge der Reihe sind als Videomitschnitte abrufbar unter www.eaberlin.de/aktuelles/2021/antisemitismuskritische-bibelauslegungen/ .